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Den Ist-Zustand beurteilen.
Wahrscheinlich sind sie mit dem aktuellen Zustand ihres Lebensraumes nicht besonders glücklich und möchten ihm deshalb ein neues Ambiente verleihen. Wie so oft im Leben ist aber bestimmt nicht alles darin „schlecht“. Jeder Raum hat sowohl Stärken als auch Schwächen oder – wenn man so will - „Problemzonen“.
Ich empfehle bei der Beurteilung solcher Räume in erster Linie die Verwendung eines Fotoapparats/Smartphones. Halten sie möglichst alles bildlich fest, was den Raum ausmacht. Lenken sie dabei den Blick bewusst auf Dinge, die sie im Alltag als selbstverständlich ansehen (Dekorationen, Ausblicke usw.). Wechseln sie ganz gezielt die Perspektive und betrachten sie den Raum aus verschiedensten Perspektiven/Standpunkten. Achten sie auch auf ihren Standpunkt: Wie nehmen sie ihr Umfeld normalerweise wahr? Im sitzen, stehen oder gar im liegen? Es macht wenig Sinn ein Krankenzimmer aus der Perspektive der (gesunden) Besucher zu gestalten, wenn der Patient sein Umfeld großteils aus der Perspektive des Bettes sieht.
Drucken sie die vielen Bilder aus und legen sie nebeneinander. Wenn sie diese Fotos gemeinsam mit anderen Leuten betrachten und kommentieren wird sich in vielen Fällen ihre Wahrnehmung verändern. Es fallen Dinge auf, die sie bisher nicht bemerkt haben und die wunderbar wirken könnten, wenn sie nur anders arrangiert wären. Vielleicht stören altgewohnte Objekte auch das gesamte Ambiente und sollten einfach entsorgt werden. Wie sieht es mit dem Tageslicht aus? Oft wirken Einrichtungen erst gut, wenn sie im richtigen Licht erscheinen. Wenn dieses Licht aber erst in der Abenddämmerung auftritt sie zu dieser Zeit den Raum aber gar nie benützen, sollte man darauf reagieren und das Arrangement entsprechend anpassen. Spüren sie versteckte Blickfänge auf oder setzen sie neue. Oft müssen die Eingriffe gar nicht so umfassend sein, wie ursprünglich angenommen.
Die Beurteilung der Bausubstanz selbst sollte am besten einem unabhängigen Sachverständigen überlassen werden. Feuchte Wände sind noch lange kein Grund für einen Abbruch mit nachfolgendem Neubau. Diese Abschätzung erfordert aber viel Erfahrung und die Entscheidung ist auch von ihren persönlichen Zielsetzungen abhängig. Kalkulationen sind im Altbau immer mit vielen Unsicherheiten verbunden und der Umgang mit alter Bausubstanz erfordert auch mehr geschultes Personal und individuelle Entscheidungen. Aus diesen und anderen Gründen tendieren viele Baufirmen dazu einen Abbruch mit kompletter Neuplanung zu propagieren. Die vielen schönen Beispiele von alten Gebäuden mit neuem Innenleben zeigen aber welches Potential in historischem Gemäuer steckt, das mit Neubauten meist so nicht verfügbar ist.
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